- Kieler Pilzfreunde

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Färben mit Pilzen

Ein Erfahrungsbericht von unserer Pilzsachverständigen Vivien Hauser.

Seit Jahrtausenden wird mit Naturfarbstoffen Wolle gefärbt. Läuse, Schnecken, Zwiebelschalen, Baumrinde und Kräuter waren gängige Farbstoffe. Auch Pilze wurden zur Färbung verwendet.

Leider ist dies uralte Wissen fast in Vergessenheit geraten. Nur noch wenige Interessierte beschäftigen sich mit dieser Kunst.

Grund genug für mich, in dieses faszinierende Thema einzusteigen. Geholfen hat mir dabei das Buch Mit Pilzen färben von Carla und Erik Sundström. Dabei habe ich mich weniger mit den chemischen Zusammenhängen, als mit der praktischen Umsetzung beschäftigt.

Es geht los...

Ausgangsprodukt war für mich ungefärbte Alpakawolle, die ich aus Peru mitbrachte. Natürlich kann man nur mit unbehandelter Wolle färben.

Um aber eine größere Farbpalette und auch kräftig, intensive Farben zu erhalten, muß die Wolle gebeizt werden. Ich fand einen verständnisvollen Apotheker, der mir die Zutaten (auch in kleineren Mengen) besorgte. Gebeizt wird mit Metallsalzen. Üblich sind: Aluminium, Zinn, Kupfer und Eisen. Da Kupfer den Farben einen Stich ins Olivgrüne gibt, habe ich auf diese Beize verzichtet.

So habe ich die Wolle unterschiedlich gebeizt und dann jeweils einen Faden aus ungebeizter und den drei gebeizten Wollfäden miteinander zu einem Strang verknüpft. Dies waren kleine Musterstränge (Bild oben).

Pilze geben je nach Art unterschiedliche Farben und diese auch in unterschiedlicher Intensität ab. Man kann nicht von der Farbe des Pilzes auf die Färbeeigenschaft schließen. So färbt zum Beispiel der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus nidulans), der in der Natur zimtfarbene Fruchtkörper bildet, schön violett. Und der rote Zinnoberschwamm färbt braungelb bis braunorange.

Und während der zimtfarbene Weichporling mit einem kleinen Fruchtkörper schön lila färbt, benötigt man vom kahlen Krempling (Paxillus involutus) 3 – 4 Liter (circa 2 Kilo) Pilze, um einen satten Farbton zu erzielen (gerechnet auf 100g Wolle).

Das Alter...

Auch das Alter der Pilze spielt eine Rolle. Einige Pilze geben die gewünschte Farbe erst ab, wenn sie alt, überständig oder sogar angeschimmelt sind. Hier drei Beispiele des Habichtspilzes (Sarcodon imbricatum) mit mittelalten Exemplaren und unterschiedlichen Beizen (Bild rechts):

Nach der Beize wird das Garn an der Luft getrocknet. Danach werden die Pilze mit weichem Wasser (Regenwasser) aufgekocht und bis zu 1 Stunde kochen gelassen. Etwas Ammoniak ins Kochwasser löst die Farbstoffe schneller. Dies ist besonders bei harten Porlingen empfehlenswert. Die Wolle wird im handwarmen Wasser eingeweicht.

Nach Erreichen der gewünschten Farbintensität (mit Musterstrang prüfen) wird das Farbbad etwas abgekühlt und die ausgedrückte Wolle dazugegeben. Langsam bis auf 90 Grad erhitzen. Nicht kochen lassen, sonst wird die Wolle kratzig. Wenn die Wolle die gewünschte Farbe angenommen hat (20 – 60 min) wird diese in warmem Essigwasser ausgespült und vorsichtig zum Trocknen aufgehängt.

Es ist spannend zu sehen, was für eine Farbe ein Pilz abgibt. Bewußt wird mir dabei auch immer das breite Spektrum der Farben und unsere Unzulänglichkeit, deren Vielfalt mit Worten korrekt wiederzugeben. Beige ist eben nicht gleich beige.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren!

Literatur

  • Mit Pilzen färben (Sundstöm; Orell Füssli Verlag, 1984)
  • Svampefarvning (Thorbeck & Sörensen; Svampe 51/2005)
  • Färben von Wolle (Zajonic; Südwestdeutsche Pilzrundschau Nr 36/1, 2000)

 
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